Ich ging mit wenigen Erwartungen ins Kino und wurde von dem Film Gone Girl völlig aus den Socken gerissen. Erst nach dem Kinobesuch viel mir auf, dass dieser unglaublich brillante Streifen eine Buchverfilmung war. Natürlich musste ich jetzt ein Buch der Autorin lesen! Durch den Film kannte ich die Grundstory von Gone Girl ja bereits (werde das Buch über kurz oder lang dennoch lesen) und wollte eine neue Geschichte ausprobieren. Daher fiel meine Wahl auf das erste Buch von Gillian Flynn:
Über das Buch:
Verlag: Fischer Verlage (08. Januar 2014)
Seitenzahl: 336
Genre: Thriller
ISBN: 978-3-651-01164-9
Coverrechte liegen beim genannten Verlag
Der Inhalt
Camille Preaker ist Journalistin bei der Daily Post, der viert größten Zeitung von Chicago. Sie selbst findet sich eher mittelmäßig, aber ihr Chefredakteur Frank Curry glaubt fest an ihr Talent. Allein lebt sie zurückgezogen in ihren seit Jahren unfertigen Wohnung. Ihr ganzer Körper ist übersät mit eingeritzten Wörtern von ‚Liebe‘, über ‚Böse‘ zu schädlich hin zu ihrem letzten Wort ‚verschwinden‘. Danach begab sie sich in eine Therapie und stellte sich ihren Problemen.
Bis Curry sie zurück in ihre kleine Heimatstadt Wind Crap im äußersten Südosten von Missouri schickt. Dort ist ein junges Mädchen auf äußerst brutale Art ermordet worden: Erdrosselt und allen Zähnen beraubt wurde sie wie Abfall in einem Bach abgelegt. Nun wird ein weiteres Mädchen vermisst und Camille soll vor Ort über den Fall berichten. Doch damit begibt sie sich auf eine Reise in ihre eigene düstere Vergangenheit. Ihre Kindheit war geprägt von Angst, Schmerz und Tod. Nun muss sie sich dem dunklen, tödlichen Geheimnis ihres Geburtshauses stellen und findet sogar die Zähne der Opfer wieder.
Meine Meinung
Ein wirklich spannender Krimi und Thriller, der einen brillianten Abstecher in die dunkelsten Abgründe der menschlichen Seelen unternimmt: Einmal gibt es die psychisch labilen Hauptperson Camille, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird. Nach dem Tod ihrer jüngeren Schwester Marian entdeckte sie in ihrer Jugend das Ritzen. Doch ihr ging es dabei nicht nur um den erlösenden Schmerz, denn Camille schnitt in ihren ganzen Körper Wörter. Der Drang diese für immer festzuhalten trieb sie immer weiter an. Der Grund für ihre Selbstverstümmelung wird schnell klar: Camille und ihre Mutter haben ein sehr gestörtes Verhältnis zueinander und auch ihre jüngere Halbschwester Amma ist davon betroffen.
Diese eigen-aggressive und instabilen Neigung von Camille werden in dem Buch sehr gut dargestellt und machen sie zu einem starken Charakter. Auch, wenn die Ausprägung in der Form von Wörtern in den Körper ritzen ein wenig übertrieben ist. An einigen Stellen äußern sich ihre Probleme auf ziemlich dramatische Weise, sodass ich mich fragen musste: Nein, warum tut sie das denn nun wieder? Einerseits führte das bei mir dazu, dass mich die Figur Camille emotional bewegte, aber an einigen Stellen waren ihre Handlungen so „verrückt“, dass ich mir die Lust weiter zu lesen ein bisschen verging. Außerdem konnte ich Camille dadurch einfach nicht mehr für voll nehmen.
Als Einheimische fallen Camille ein paar Hinweise zu den Mordermittlungen förmlich in den Schoß. Aber sie steht dabei auch in einem starken Konflikt zwischen ihrer journalistischen Arbeit und ihrem schlechten Gewissen den Familienangehörigen gegenüber. Leider waren mir die Mordfälle und der Täter zu eindeutig. Schon nach der Hälfte des Buches hatte ich eine Ahnung, die sich am Ende dann bestätigte. Dadurch verlor die Geschichte für mich viel zu schnell an Spannung, auch wenn sie flüssig und modern geschrieben war.
Die anderen Figuren sind leicht klischeehaft ausgefallen. So gibt es die reichen High-Society-Ladies, mit zu viel Freizeit und dem unbändigen Drang zum Tratschen, die aufsässigen und überstylten Teenager sowie den heißen Ermittler, der nur zu gern auf eine Affäre mit der gutaussehenden Frau anspringt.
Fazit
Der Thriller Cry Baby – Scharfe Schnitte ist eine spannende Lektüre für zwischendurch. Besonders die charakterliche Ausarbeitung von Camille hat mir sehr gut gefallen. Die Kombination aus schrecklichem Mordfall und Hintergründe zu den psychologischen Problemen des Hauptcharakters Camille, gestaltet das Buch sehr abwechslungsreich und trägt zur Spannung bei. Die Auflösung der Geschichte ist gut überlegt und hat auch eine brisante Wendung. Nur war ich durch einige Hinweise und klischeehaftes Denken schon vorher auf die richtige Spur gekommen. Was dem Buch deutlich an Spannung nahm.
Deswegen bekommt Cry Baby – Scharfe Schnitte 3 von 5 Herz-Punkten.
